Obelix bei den Klimaklebern: Tumulte wie im besten Comic

Jonathan Dicop hilft zwei Polizeibeamten, den zu einer dreinmonatigen Haftstrafe verurteilten Klimaaktivisten Daniel Eckert bei einer neuerlichen Klimaprotestaktion in Mannheim an der erneuten Rückkehr auf die Straße zu hindern. Foto: Dieter Leder

Nein! Klare Ansage an alle Freunde der gepflegten gallisch-römischen Comic-Kultur: Es gibt keinen neuen Asterix. Dennoch hätten die Ereignisse bei der letzten Aktion der Klimaaktivisten der Letzten Generation in Mannheim durchaus das Potential für eine Neuauflage.

Klebemarathon in Mannheim

Donnerstag 7.45 Uhr Fressgasse, Donnerstag 16 Uhr Friedrichsplatz und Freitag 14 Uhr Kaiserring: Die Klimaaktivisten der Letzten Generation haben Ende letzter Woche (9. und 10. März 2023) Mannheim mit einem außergewöhnlichen Protest- und Klebemarathon belegt und für massive Staus und Polizeieinsätze gesorgt.

Die Polizei im Einsatz bei der Protestaktion der Letzten Generation in der Fressgasse: Drei Klimaktivisten hatten sich auf die Fahrbahn geklebt. Foto: Dieter Leder

Die Fressgasse scheint schon immer ein beliebter Protestort der Letzten Generation zu sein, möglicherweise wirken die aktuellen Meldungen zum Abbruch des dortigen Verkehrsversuchs neuerdings noch mehr anziehend für Protestaktionen von Klimaschützern. Bei der Protestaktion am Friedrichsplatz unterstützen Aktivisten der Extinction Rebellion-Gruppe mit einem Banner die Aktion: Auch sie fordern sofortige Maßnahmen zur Abwendung der Klimakatastrophe.

Der Klimaktivist Raúl Semmler der Letzten Generation klebt auf der Fahrbahn am Friedrichsplatz in Mannheim. Foto: Dieter Leder

Dass die Aktion am Kaiserring ausgerechnet unterhalb dem Wahlkreisbüro der Grünen stattfand, soll nach Auskunft eines Beteiligten Zufall gewesen sein. Aber spontane Unterstützung für den Klimawandel gab es von den Grünen deswegen trotzdem nicht.

Unter dem Blick von Dutzenden Schaulustigen versucht eine Polizistin, den Klimaktivisten Raúl Semmler von der Letzten Generation von der Fahrbahn am Friedrichsplatz zu lösen. Foto: Dieter Leder

Da waren die direkten Nachbarn der Grünen schon aktiver, wenn auch in anderer Richtung: Als René und Jonathan Dicop in ihrem Büro merkten, dass auf der Straße etwas nicht stimmte, liefen die beiden ans Fenster und bekamen den Beginn der Protestaktion und Blockade der Straße live mit. „Wir haben sofort die Polizei verständigt“, wie sie berichten. Dann sind sie runter auf die Straße, die haben noch nicht einmal das Fenster wieder geschlossen, so eilig hatten sie es.

Ein Herz für Autofahrer

René und Jonathan Dicop sind 34 Jahre alt, sie sind Zwillingsbrüder und sie arbeiten bei derselben Security-Firma. Die beiden sind nach ihren Worten seit mehr als 14 Jahren erfahren im Objekt- und Personenschutz und wissen, wie angepackt wird. Sie sind kräftig gewachsen, dominant und vermitteln im Zweifelsfalle den Eindruck, dass man sich mit ihnen besser nicht anlegen sollte. Sie zeigen dabei ein herzliches, lachendes und freundliches Gemüt. Auch wenn die Zöpfe fehlen, aber eine gewisse Ähnlichkeit mit einem gallischen Comichelden sind nicht von der Hand zu weisen.

René und Jonathan Dicop. Foto: Dieter Leder

Den Dicop-Brüdern mißfiel der Klimaprotest, die hatten vielmehr ein Herz für die Autofahrer: „Die können doch nicht einfach die Straße blockieren, die Leute wollen doch nach Hause“, wie sie sagen. Auch dass die Klimaaktivisten mit ihren Aktionen und dem damit verbundenen Stau Einsatzfahrzeuge behindern könnten, erwähnten sie.

Schneller als der Sekundenkleber

Als die beiden bei den Klimaaktivisten auf der Straße angekommen waren, fand der Protest noch im Stehen statt. Doch als in der Entfernung das erste Martinshorn der verständigten Polizei zu hören war, setzten sich die Klimaaktivisten auf die Straße und begannen, sich festzukleben.

An dem Punkt schritten die Dicop-Brüder sofort ein. Zum Glück nicht so, wie Obelix beim Aufeinandertreffen mit einer römischen Legion, sondern etwas friedlicher: Die beiden zerrten zwei der Klimaaktivisten kurzentschlossen einfach von der Straße.

Zuerst ist René Dicop zu sehen, wie er einen Klimaktivisten von der Straße zerrt. Am Ende des Clips ist Jonathan Dicop zu sehen. Video: Dieter Leder

Der Verkehr am Kaiserring lief damit zwar wieder, doch der Klimaprotest war damit noch nicht beendet. Die zuerst eingetroffenen zwei Polizisten waren mit der Gesamtsituation etwas überfordert, alleine schon deswegen, weil die Klimaaktivisten versuchten, auf die Straße zurück zu kommen. Es gab kleine Tumulte, da schritten die Dicop-Brüder erneut ein. Erst als weitere Verstärkung der Polizei eintraf, beruhigte sich die Situation.

Während sich die beiden Polizisten kurz nach ihrem Eintreffen am Einsatzort mit René Dicop unterhalten, zerrt sein Zwillingsbruder Jonathan Dicop den Klimaaktivisten Daniel Eckert erneut von der Straße. Video: Dieter Leder

Dass ihr Handeln möglicherweise nicht rechtens war und die beiden Security-Mitarbeiter eventuell auch rechtliche Konsequenzen zu befürchten haben, ist für die beiden kein Argument: „Das nehmen wir in kauf“, wie sie später sagten. Denn immerhin haben sie mit ihrer Aktion eine längere Blockade unterbunden und damit größeren Schaden verhindert, so ihre Rechtfertigung. Tatsächlich konnte die Blockade der Seitenstraße durch die Polizei erst eine knappe halbe Stunde später aufgelöst werden. Da lief der Verkehr auf dem Kaiserring dank der Dicop-Brüder längst wieder.

“Abführen” verkündet Jonathan Dicop und schreitet den beiden Polizisten zur Hilfe, um den Klimaaktivisten Daniel Eckert von der Straße zu bekommen. Video: Dieter Leder

Möglicherweise könnte ihr privater Einsatz und Räumung der Blockade nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Konsequenzen haben: Es ist nicht auszuschließen, dass diese Aktion für andere als Vorbild dient und bei zukünftigen Protestaktionen Passanten sofort einschreiten und den friedlichen Protest gewaltsam beenden. Das darf aber auf keinen Fall passieren: Es ist zu gefährlich, für alle Beteiligten! Einzig die Polizei darf diese Protestaktionen beenden.

Kein Zaubertrank im Spiel

Zumal ja alleine schon nicht jeder solche Kräfte mitbringt, um einfach andere Passanten aus dem Weg zu räumen. Ob René und Jonathan Dicop als Kinder mal in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen sind, konnten sie verneinen: Verantwortlich für ihre Kräfte sollen vielmehr die „guten Gene“ sein, wie sie erklärten.

Anmerkung: Ein Video der beschriebenen Aktion findet sich auch auf YouTube, bereitgestellt von PR-Video.

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