Ein schönes Oxymoron: Überraschung bei Sektverlosung des Nationaltheater Mannheim zu Hippolyte

Eine Flasche Geldemann-Sekt mit barockem Goldschleifchen, ein Anschreiben des Intendanten und eine Eintrittskarte enthielt das Präsent zur Opernpremiere des Nationaltheater Mannheim. Foto: Dieter Leder

Zur Online-Premiere von Rameaus Barockoper „Hippolyte et Aricie“ am 1. Mai und für einen „prickelnden Premierenabend in den eigenen vier Wänden“, wie es in der Ankündigung hieß, verloste das Nationaltheater Mannheim 50 Flaschen Sekt. Die glücklichen Gewinner können sich über einem mit barockem Goldschleifchen dekorierten edlen und exklusiven Geldermann Carte Blanche-Sekt freuen. „Dem Operngenuss in der heimischen ‘Virtuellen Loge’ steht damit nichts mehr im Wege“, wie Opernintendant Albrecht Puhlmann in dem Begleitschreiben zum Premieren-Sekt schrieb.

Die Mannheimer Uraufführung der Barockoper „Hippolyte et Aricie“ wird am 1. Mai ab 18.30 Uhr Corona-bedingt im Opernhaus nicht vor Publikum gespielt sondern statt dessen als Livestream digital auf die Bildschirme der Opernfans eingespielt. Doch die 50 Gewinner des Premierensektes können sich nicht nur auf eine exklusive prickelnde Premiere freuen, neben der Flasche Sekt und dem Begleitschreiben des Intendanten enthielt das Präsent noch eine weitere Überraschung, die den Sekt fast in den Schatten stellt: Eine Eintrittskarte für die Opernpremiere „Hippolyte et Aricie“.

Was für ein Genuss und was für ein erhabenes Gefühl, nach einer gefühlten Ewigkeit im nicht enden wollenden Lockdown mal wieder eine echte Eintrittskarte für einen Opernabend im Nationaltheater Mannheim in Händen halten zu können. Dass ein einfaches Stück dickeres Papier eine solche Freude auslösen kann, macht einem erst richtig bewusst, wie sehr Kunst und Kultur fehlen: Die reale Eintrittskarte und die Vorfreude auf die Inszenierung treibt einen fast die Tränen in die Augen.

Eine echte, reale und doch symbolische Eintrittskarte zur Online-Opernpremiere mit anschließender virtuellen Premierenfeier. Foto: Dieter Leder

Hippolyte et Aricie am Samstag 1. Mai 2020: ab 18.30 Uhr Einführung und ab 19 Uhr Opernpremiere inklusive anschließender virtueller Premierenfeier. Und dazu noch ein exklusiver Platz Nummer 64 in der Loge 1, so steht es auf der symbolischen Eintrittskarte. Auch wenn die Loge nur eine „Virtuelle Loge“ in den heimischen vier Wänden vor dem eigenen Fernseher darstellt, sich mit der Eintrittskarte auch keine Tür im Opernhaus öffnet und das Gesellschaftsereignis der Premierenfeier auch nicht in gewohnter Form als Party mit den Künstlern und ihren Fans stattfindet: Eine echte, reale und symbolische Eintrittskarte des Opernhauses für eine digital gestreamte Erstaufführung mit virtueller Premierenfeier ist in Corona-Zeiten nicht nur eine gelungene Überraschung, sondern auch ein schönes Oxymoron.

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