„Wir sind eine Familie“ – Mannheimer Gastronomen schweigen für mehr Aufmerksamkeit

Silent Demo der Gastronomen vor dem Rosengarten. Foto: Dieter Leder

Eine Stunde schweigen, das nur für einen Szeneapplaus kurz unterbrochen wurde: Mehr als 100 Mannheimer Gastronomen aus mehr als 40 Gastronomiebetrieben kamen am Samstag vor dem Rosengarten zusammen und standen jeder für sich an einem gedeckten Tisch. Statt Wein gab es Desinfektionsspray und die Speisekarten blieben unbenutzt. Die Gastronomen blieben ruhig stehen und demonstrierten damit für mehr Aufmerksamkeit. Denn ihre Restaurants, Bars, Cafés, Lounges und Tempel sind alle geschlossen. Und es gibt noch nicht einmal eine Perspektive, bei dem schönen Wetter zumindest die Außengastronomie öffnen zu können.

„Wir bräuchten jetzt bei diesem herrlichen Wetter hier nicht zu stehen, wir könnten jetzt ebenso gut in unserer Außenbereichen Gäste unter den geltenden Hygienevorschriften bedienen“, erklärt Christian Karch vom Da Vino Restaurant. Doch daran ist nicht zu denken, die Corona-Verordnung erlaubt keine Öffnung der Gastronomie. Sie alle haben teils aufwendige Hygienekonzepte erarbeitet, doch für alle gilt die Schließung. Und es gibt keinerlei Unterstützung und Kommunikation mit verantwortlichen Stellen, wie die Organisatorin der Demonstration Iris Haas von der Café/Bar Dolceamaro erläutert: „Kein Politiker und niemand aus der Verwaltung fühlt sich für uns zuständig.“

Die Veranstalterin Iris Haas vom Bar/Café Dolceamaro. Foto: Dieter Leder

„Seit 30 Jahren führe ich mein Café“, sagt Stefan Deissler vom Café Klatsch, „wir hatten noch nie geschlossen.“ Dann kam Corona und sein Café ist nun seit knapp sechs Monaten geschlossen: „Wenn wir wenigstens die Außengastronomie aufmachen dürften, und die ein bisschen länger, das würde uns schon helfen.“

Fotostrecke mit Aufnahmen von der Silent-Demo:

Eisiges Schweigen: Statt Eis auf den Planken zu verkaufen machen die Fontanellas auf die schwierige Situation der Gastronomen aufmerksam. Foto: Dieter Leder

Gastronomen machen auf ihre schweirige Situation aufmerksam. Silent Demo vor dem Rosengarten. Foto: Dieter Leder

Silent Demo der Gastronomen vor dem Rosengarten. Foto: Dieter Leder

Eine Stunde schweigen für mehr Aufmerksamkeit: Mannheimer Gastronomen demonstrieren vor dem Rosengarten. Foto: Dieter Leder

Die Veranstalterin Iris Haas vom Bar/Café Dolceamaro. Foto: Dieter Leder

Schweigen für mehr Aufmerksamkeit: Silent Demo der Mannheimer Gastronomen. Foto: Dieter Leder

Schweigen für mehr Aufmerksamkeit: Silent Demo der Mannheimer Gastronomen. Foto: Dieter Leder

"Wir sind eine Familie": Szenenapplaus für einen Autofahrer, der sich mit den Wirten Sympathisierte. Foto: Dieter Leder

Schweigen für mehr Aufmerksamkeit: Silent Demo der Mannheimer Gastronomen. Foto: Dieter Leder

Schlussapplaus von der Veranstalterin und für die Veranstalterin Iris Haas. Foto: Dieter Leder

Am Ende gab für die Veranstalterin Blumen es als Dank für ihr Engagement. Foto: Dieter Leder

Schlussapplaus nach eienr Stunde schweigen. Foto: Dieter Leder

Die Bezirksbeirätin der Freien Wähler/Mannheimer Liste für die Oststadt, Sylvia Rolke, zusammen mit der Veranstalterin Iris Haas. Rolke war privat auf der Veranstaltung. Foto: Dieter Leder

Gruppenfoto von Beteiligten. Foto: Dieter Leder

Zusammen wird schnell abgebaut. Foto: Dieter Leder

Unterstützung bekamen die Mannheimer Gastronomen von Panagiotis Makris vom griechischen Zorbas-Restaurant: Er kam aus Sinsheim extra nach Mannheim. „Ich habe von der Aktion erfahren und bin aus Solidarität mit meinen Mannheimer Kollegen extra nach Mannheim gekommen.“ Und spontane Unterstützung gab es auch von einem Autofahrer, der von seinem Fahrzeug aus den Wirten seine Solidarität bekundete und ihnen durch sein geöffnetes Schiebedach lautstark dankte: „Wir sind alle eine Familie“ rief er ihnen zu. Dafür gab es spontanen Szeneapplaus der beteiligten Gastronomen. Aber das war der einzige Kommentar, den die Gastronomen in den 60 Minuten ihres Schweigens von sich gaben. Ansonsten herrschte Stille auf der Demonstration.

Am Ende gab es nochmals Applaus für alle Beteiligten. Und es gab Blumen für die Veranstalterin Iris Haas. Ganz schnell wurden Gläser, Teller, Tischdecken, Tische, Stühle und auch die Palmen wieder weggeräumt und die Aktion endete so schnell, wie sie begonnen hatte: Schweigend, denn es herrscht Stille in der Gastronomie.

Liste der Teilnehmer

Beteiligte Gastronomie: Adria Neckarstadt, Augusta, Baristo, Binokel, Blum Coffee Bar, Boland’s Taphouse, Brasserie Bernstein, Café Klatsch, Café Prag, Comptoir 17, Cortina Eissalon, Da Vino, Die Küche, Dolceamaro, Flo, Fontanella, Frenks, Lido Café, La Cittadella, Lenok’s Burger, Le Corange, Little Saigon, Malvasia, Maria Bar, Marly, Meyerbeer, Novus, Opus V, Osteria Limoni, Perché NO, Pfalzliebe, Premium Lounge, Rheinterrassen, Rhodos, Schwarzer Adler, SJ South Indian & Sri Lankan Restaurant, Speicher 7, Starks, Stella Leone, St. James, Zentrale, Zorbas

Berichterstattung in den Medien

Die Demonstration hat neben der lokalen Berichterstattung auch über die Mannheimer Stadtgrenzen hinaus mediale Öffentlichkeit erfahren:
– Stuttgarter Zeitung: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.corona-lockdown-in-baden-wuerttemberg-was-diese-wirte-mit-ihrem-schweige-protest-sagen-wollen.84094e22-51de-49db-a4a7-688cedaf136d.html
– Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-mannheim-schweige-protest-von-wirten-in-mannheim-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210424-99-338129
– ZEIT: https://www.zeit.de/news/2021-04/24/schweige-protest-von-wirten-in-mannheim?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.whatsapp.ref.zeitde.share.link.x
– WELT: https://www.welt.de/regionales/baden-wuerttemberg/article230635277/Schweige-Protest-von-Wirten-in-Mannheim.html?cid=onsite.onsitesearch
– TAG24: https://www.tag24.de/thema/coronavirus/schweige-protest-von-wirten-in-mannheim-1934966
– RTL: https://www.rtl.de/cms/schweige-protest-von-wirten-in-mannheim-4747829.html

6 Kommentare

  1. Wir sind auch der Meinung dass das eine Unverschämtheit es bei diesem Wetter nicht aufmachen zu dürfen, wenigstens die Außen Gastronomie wo man genau weiß dass da keine Ansteckungsgefahr an der frischen Luft passieren kann, wenn man die Hygienemaßnahmen die wir schon Monate lang durchgezogen haben weiterhin anwenden.

  2. Es ist eine Unverschämtheit, während unsere Politiker die Wirtschaft der kleinen Betriebe ruiniert, den großen Betrieben wie Lufthansa, TUI, usw. das Geld in den Hintern schiebt und sich selbst die Taschen voll macht durch die Vermittlung von Masken und Tests um sich dann große Villen zu kaufen !

  3. Hallo alle zusammen,
    ich arbeite bei der GGS ( Getränkefachhandel ) und bin absolut bei den Gastronomen! Ich betreue das Gebiet HD , bin aber Mannheimer und kenne die Gastro wie ihre Betreiber ! Man bestraft hier einen Berufszweig der alles richtig gemacht, das Verdiente Geld im vergangenen Sommer wieder in Konzepte für den Winter investiert und nun fährt man die Gastronomie an die Wand !! Zumal nachweislich sich nur ein sehr geringer Prozentsatz an Menschen in der Gastronomie infiziert haben !! Es ist eine absolute Frechheit wie man mit solchen Themen umgeht und es bestätigt sich einmal mehr das in unserer Regierung nur Idioten sitzen !! Würde man die Gastronomie öffnen, die man übrigens auch kontrollieren kann !!! dann hätte man schon einen sehr großen Teil der Leute aus dem Privaten Bereich geholt und mit Sicherheit weniger Infektionen im privaten Bereich produziert, denn da kommt der größte Teil der Infektionen her !!!! Komisch, in einem Lidl, Penny, Aldi habe ich noch nie von einer Infektionswelle gehört aber in der Gastro wo Abstand und Maske Pflicht ist!! Was für ein Skandal!
    Haltet Durch auch wenn wir mittlerweile in einer Bananen Republik leben , lg Andreas

    1. Ich war auf Sylt und dort ist die Aussengastronomie offen, Tische stehen auseinander, Mit Luca App registriert und bis zum Tisch Maske, dazwischen teilweise Plexiglas mit schöner Deko. Die Leute sind entspannt und es hilft allen Seiten. Ich bin mir sicher, dass sich damit weniger Menschen anstecken als bei privaten Treffen, denn die Wirte dort achten genau, dass es keine Rudelbildungen gibt. Wir müssen doch irgendwo anfangen, dass Virus wird nun zu unserem Leben gehören. Es wäre zusätzlich spannend nicht nach reinen Inzidenzen zu schauen, sondern nach der Schwere der Erkrankung , Langzeitschäden bzw. Todesfolgen. Auf der anderen Seite steht eine Wirtschaft, die zugrunde geht, schlechte Bildung, Armut und wenig Perspektive sind auch Krankmacher. Seid endlich etwas mutiger und öffnet das, was niemand schadet!!!

  4. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass das Schließen der Gastronomie mit einem Sicherheitskonzept zur Ausbreitung der Pandemie beiträgt. Im Gegenteil führt es dazu, dass man sich privat ohne Schutzmaßnahmen trifft.
    Die Politik soll bitte den Nachweis für die Effizienz der Schließung bringen

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