Thomas Egon Bock zwischen Strafprozess, Zwangsversteigerung und Privatinsolvenz

Die Kulturhalle in Feudenheim kurz vor Beginn der Zwangsversteigerung am 13. Oktober 2022. Foto: Dieter Leder

Am nächsten Donnerstag (20. Oktober 2022), genau eine Woche nach dem Beginn der Zwangsversteigerungen, findet im Kulturhaus in Käfertal die vierte Versteigerung mit Objekten des in Mannheim gescheiterten Projektentwicklers Thomas Egon Bock statt. Es geht um das Sullivan-Gebäude auf der Konversionsfläche Turley im Verkehrswert von 15 Millionen Euro.

Auf einen Verkehrswert von 15.000.000 Euro ist das Sullivan-Gebäude taxiert. Foto: Dieter Leder

Doch während die Blicke dieser Tage auf das Kulturhaus gerichtet sind, finden im Hintergrund bei Gerichten in Frankfurt, Karlsruhe und in Mannheim mindestens ebenso beachtenswerte Entwicklungen statt, die mit dem Scheitern von Bock auf Turley in Verbindung stehen können.

Privatinsolvenz In Frankfurt wegen Zahlungsunfähigkeit

So laufen seit dem 5. September 2022 beim Amtsgericht Frankfurt Insolvenzverfahren gegen Thomas Egon Bock wegen Zahlungsunfähigkeit (Az.: 810 IN 724/22 B). Dabei geht es auch noch um ein nicht näher genanntes zweites Verfahren (Az.: 810 IN 1002/22 B).

Die öffentliche Bekanntmachung vom Amtsgericht Frankfurt. Foto: Screenshot Insolvenzbekanntmachungen

Ende Oktober 2020 berichtet Bock erstmalig von einem „persönlichen Schaden“, der nach seinen Worten angeblich durch den in den Grundbüchern eingetragenen Widerspruch der MWSP entstanden und der „sich bis jetzt bereits auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag“ belaufen soll. Das Zeitungsinterview führte Bock keine 14 Tage nach der Insolvenz der SoHo Turley Development GmbH.

Strafprozess in Mannheim wegen Insolvenzverschleppung

Die ist wiederum Gegenstand einer Hauptverhandlung am Landgericht Mannheim. Am 29. November 2022 geht es um ein Strafverfahren wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung (Az.: 22 Cs 603 Js 1442/21).

Dass es um das Firmengeflecht des Thomas Egon Bock nicht gut bestellt war, ist spätestens seit 2015 klar, als plötzlich viele Bauarbeiten auf Turley eingestellt worden sind. Über die möglichen Hintergründe und die Verbindungen zu dem malayischen Milliardenskandal um den Staatsfonds 1MDB hatte 6800.info bereits ausführlich berichtet. Ebenfalls wurde auf 6800.info darüber berichtet, dass für das Geschäftsjahr 2015 keine der auf Turley tätigen Bock-Firmen einen Geschäftsbericht mehr veröffentlicht hat.

Thomas Egon Bock in einer Pause der Zwangsversteigerung. Foto: Dieter Leder

Am 20. November 2019 ordnete das Amtsgericht Frankfurt über das Vermögen der Bock Baukunst Development GmbH die vorläufige Insolvenzverwaltung an. Die wurde zwar bereits 14 Tage später wieder aufgehoben. Doch spätestens damit zeigte sich, wie ernst es 2019 schon um einige von Bocks Firmen bestellt war.

Am 16. Oktober 2020 ging mit der SoHo Turley Development GmbH die zweite Firma in die Insolvenz, am 7. Februar 2022 folgte die Campus GmbH & Co. KG und am 25. Juli 2022 die SoHo Grand Development GmbH. Die drei letzteren Firmen sind mittlerweile liquidiert worden.

Insolvenzverschleppung: Sind beide Geschäftsführer angeklagt?

Bock hatte demnach offenbar guten Grund, die Geschäftsberichte von 2015 nicht zu veröffentlichen. Vielleicht konnte er damit eine mögliche frühere Insolvenz verschleiern oder hinauszögern. Genau mit einem solchen Vorwurf der vorsätzlichen Insolvenzverschleppung hat sich die Staatsanwaltschaft lange beschäftigt und erhebt nun Anklage.

Gegen wen genau sich die Anklage richtet, wollte der Gerichtssprecher nicht mitteilen. Die SoHo Turley Development GmbH hatte seinerzeit zwei Geschäftsführer bestellt: Das war einmal Daniele Fuscà sowie auch Thomas Egon Bock.

Revisionsprozess in Karlsruhe

Es sind nicht die einzigen Prozesse, die Bock derzeit entgegen sehen muss. Ein weiterer ist derzeit vor dem Oberlandesgericht in Karlsruhe anhängig, es geht angeblich um den Verkauf der Baufelder IV und V. Vor dem Landgericht Mannheim hat Bock in erster Instanz verloren. Ein Verhandlungstermin für die Berufungsverhandlung in Karlsruhe ist noch nicht festgesetzt.

Doch trotz drohender Privatinsolvenz und anstehendem Strafprozess mischt Bock weiter aktiv mit: Bei den ersten drei Zwangsversteigerungen war Bock persönlich anwesend und stand einem Bieter zur Seite. Der bot allerdings nur 50.000 Euro, der Zuschlag ging mit mehr als 800.000 Euro an andere.

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