„Es gehört mehr Humor in Wahlkampf und Politik“ – SPD und Freie Wähler haben gut lachen

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, bei ihrem Wahlkampfauftritt in Mannheim: Im Vordergrund werben rote Luftballons der SPD für mehr Respekt. Foto: Dieter Leder

„Wahlkampf hat irgendwie etwas von Humor“, sagt Giuseppe Randisi. Er sitzt für die SPD im Bezirksbeirat für Mannheim-Seckenheim und freut sich über den Auftritt der Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock. Dabei hatte ihr Wahlkampfauftritt in Mannheim am Montagabend recht wenig mit Humor zu tun: Auf Stimmenfang redete Baerbock viel über Politik, erwähnte aber auch die Gefährdung der Welt durch den Klimawandel, die mangelnder Bereitschaft für Veränderungen, Wohnungsnot, Armut, unterversorgte Kinder und viele weiteren Bedrohungen für die Bürger.

Der Humor kommt an diesem Spätnachmittag auch nicht von den Grünen, sondern vielmehr von der SPD: Denn zwischen all den Grünen Fahnen und Bannern waren beim Auftritt von Baerbock auch dutzende rote „I ♥ RSPKT“-Luftballons der SPD zu sehen.

Es wirkt noch lustiger

„Das bringt Farbe ins Spiel“, kommentiert Thorsten Riehle humorvoll die Aktion: „Grün ist ja ganz nett, aber was wäre das Leben ohne die Roten?“ Riehle ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Mannheimer Gemeinderat und bezeichnet die Aktion als „eine kleine Gemeinheit 😜.“

„Es gehört mehr Humor in Wahlkampf und Politik“, sagt auch Randisi nach dem Auftritt von Baerbock. Seine Forderung ist nicht ganz unbegründet, insbesondere beim genaueren Betrachten der Fotos, wie er noch ausführt: Der oberhalb der Bühne prangende Grüne Wahlslogan „Hier, weil ihr es seid.“ wirkt mit den SPD-Ballons im Vordergrund „noch lustiger.“

Wahlplakat setzt Blitzer außer Gefecht

„Blitzumfragen sehen mich klar vorne“, so lautet der erste Kommentar von Stephan Frauenkron am Montagmorgen. Der Mannheimer Bundestagskandidat der Freien Wähler hat an diesem Tag ebenfalls viel zu lachen, denn die „Blitzumfrage“ ist eigentlich nur ein Wortspiel nach einem Vorfall am Luisenring: Dort hatte sein Wahlplakat einen mobilen Blitzer außer Gefecht gesetzt.

Noch in der Nacht wurden die ersten Fotos des vor dem getarnten Blitzgerät aufgestellten Wahlplakates von Stephan Frauenkron gepostet. Foto: Privat

Zunächst wurde sein schon im August aufgehängtes Plakat nur vom Masten gelöst, möglicherweise stand es im Weg, als der mobile Geschwindigkeits-Blitzer vergangene Woche unweit des MVV-Hochhauses installiert wurde. Jedenfalls wurde sein Plakat zunächst hinter den Blitzer gestellt, wie Frauenkron berichtet: „Das hab ich bei einer Rundfahrt durch Mannheim gesehen.“ In der Nacht von Sonntag auf Montag muss dann jemand das Plakat direkt vor den Blitzer gestellt haben, direkt vor das Messgerät und die Kamera.

Das Foto entstand beim Aufbau des mobilen Blitzers vergangene Woche. Rechts hinter dem Blitzer hängt noch das Frauenkron-Plakat, das später vor den Blitzer gestellt wurde. Foto: Jan Brinkmann

„Die Resonanz ist großartig“, freut sich Frauenkron am Tag darauf, denn noch in der Nacht kursierten in den Sozialen Netzwerken die ersten Fotos von der Aktion. In den bekannten Gruppen für Warnhinweise auf mobile Geschwindigkeitsmessungen in Mannheim und der Metropolregion mit ihren mehreren zehntausend Usern wurde am Montagmorgen herzlichst über die Fotos gelacht.

Andere kommentierten die Aktion: „Endlich mal ein Wahlkampf, der Sinn macht“, schrieb Oliver Paj und Lukasz Hinc bekannte sich direkt für Frauenkron: „Ich werde für diesen Herren stimmen.“ Harald Brecht dankte Frauenkron: „Endlich einer, der was für die Bürger tut!“ Auch Selma Misic lachte viel unter ihrem Kommentar und applaudierte: „Der Stephan ist ein Mann vom Volk, so wirbt man sinnvoll um Stimmen.“

Hoffen auf eine oder zwei Stimmen

Das Plakat stand nicht lange vor dem Blitzer, recht schnell wurde es wieder hinter den Blitzer gestellt. Doch seine Wirkung bleibt, selbst in politischen Fraktionssitzungen am Montagabend soll das Plakat Thema gewesen sein, wie aus Teilnehmerkreisen zu erfahren war.

Frauenkron, den einige Politik-Kollegen nach der Geschichte als den „Blitz-Kandidaten“ bezeichnen, freut sich über so viel unerwartete Resonanz, ohne dafür viel getan zu haben: „Wir haben viel gelacht“, sagt er am Tag danach, „Und wir bekommen viel Likes und hoffentlich auch eine oder zwei Stimmen.“

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