Cannabis-Plantage auf den Planken in Mannheim

Die Blumenkübel vor Boland’s Tap House in O4: Statt Osterglocken und Feldblumen wächst Cannabis. Foto: Dieter Leder

„Wir wollten den Bienen helfen“, erklärt Ronald „Ronnie“ Boland etwas irritiert. Denn aus der Feldblumen-Samenmischung, die er um seinen Patenbaum und in seinen Blumenkübeln vor seinen beiden Cafés und Restaurants aussäte, sprießten am Ende nicht nur die erwarteten Feldblumen für die Bienen, sondern auch ein anderes Kraut, das sich bei genauerer Betrachtung als Hanf oder Cannabis herausstellte: Aus den Cannabis-Pflanzen kann das Rauschgift Haschisch und Marihuana gewonnen werden.

Ronnie Boland ist ein überzeugter Naturliebhaber und Blumenfreund. Vor seinem Café Boland in der Kunststraße und auch vor seinem Boland’s Tap House in O4 in der Seitenstraße zu den Planken lässt er es üppig blühen und wachsen, für die Bäume vor seinem Café hat er gar die städtische Baumpatenschaft übernommen. Seine begrünten und gepflegten Blumenkübel fallen derzeit auf: Auf Grund der coronabedingten Schließung der Gastronomie sind die meisten Blumenkübel vor den Restaurants vertrocknet und ungepflegt.

Boland’s Tap House mit den Blumenkübeln voller Osterglocken: In den beiden rechten und im zweiten Blumenkübel von links wächst hingegen Cannabis. Foto: Dieter Leder

Nicht aber bei Ronnie Boland: „Es soll schön aussehen, auch im Lockdown“, sagt er. Vor seinem Tap House setzte er im zeitigen Frühjahr zunächst Zwiebeln für Osterglocken und Gladiolen. Und unter seinem Patenbaum brachte er die Feldblumen-Samenmischung für die Bienen aus, die restlichen Samen steckte er in die Blumenkübel. Die Osterglocken blühten schön im März und April, und auch die ersten Feldblumen kamen Anfang April aus dem Boden. Dass in den Blumenkübeln auch Anderes gedieh, hatte Boland schon Ende April bemerkt: „Ich dachte es war Unkraut, es sah komisch aus“, erinnert er sich, in den darauffolgenden Tagen wollte er eigentlich das kleine vermeintliche Unkraut rausrupfen.

Doch dazu kam es nicht mehr, Boland erkrankte und verbrachte einige Zeit im Krankenhaus. Nach seiner Genesung Mitte Mai waren die Osterglocken bereits verblüht, die ersten Gladiolen kamen schon aus der Erde und die ausgesäten Feldblumen bedeckten schön den Boden um seine Bäume. Und das vermeintliche Unkraut war auch noch da, mehrere dutzend üppig wuchernde Stängel waren mittlerweile auf alles überragende Größen von mehr als 40 Zentimetern angewachsen.

Das vermeintliche Unkraut aus dem Blumenkübel entpuppte isch als Cannabis-Pflanze mit Blütenansätzen. Foto: Dieter Leder

Doch aufmerksame Passanten erkannten das Unkraut als Cannabis und wiesen Boland umgehend darauf hin, denn der Besitz und der Anbau der Pflanze ist gemäß dem Betäubungsmittelgesetz verboten. Ronnie Boland war über den Hinweis auf die Pflanzen genau so überrascht wie sein Partner Michael Corell, der zunächst nicht glauben konnte, was Boland so alles gepflanzt haben soll. Jedenfalls ließ Boland das Cannabis vor seinem Café und seinem Tap House entfernen.

Die Blumenkübel, nachdem der groß gewordene Cannabis entfernt wurde. Foto: Dieter Leder

Woher die Samen letztlich kamen, weiß Boland nicht: „Vielleicht waren sie in den Blumensamen“, so seine Spekulation. Aber auch einen Scherz will er nicht ausschließen: „Das kann auch ein Witz von jemanden gewesen sein.“ Dass damit tatsächlich jemand eine Cannabisplantage zur Rauschgiftgewinnung anlegen wollte, hält er für unwahrscheinlich: „Das macht an dieser Stelle doch keinen Sinn, wo so viele Leute vorbei kommen und die Planzen sofort erkennen.“

Der Bedarf nach Cannabis jedenfalls ist da, das zeigt auch der neu eröffnete Mister Cannabis-Laden in S3,15 in Mannheims Quadraten. Doch Geschäftsführer Kai Seemann distanziert sich sofort von den Cannabis-Funden in den Blumenkübeln bei Ronnie Boland: „Wir sind kein Head-Shop, so was haben wir nicht.“ Mister Cannabis ist die größte Fachhandelskette für freiverkäufliche und legale Hanf- und Cannabidiol (CBD)-Produkte und hat vergangene Woche mit der Eröffnung ihres Ladens in Mannheim auch ihre erste Repräsentanz in Baden-Württemberg eröffnet.

Kai Seemann und sein Mister Cannabis Fachgeschäft in S3. Foto: Dieter Leder

Statt illegale Drogen und Produkte für den Drogenkonsum gibt es bei Seemann nur legale Produkte auf CBP-Basis: Cannabidiol wird zwar aus derselben Pflanze gewonnen, aus der auch die Rauschgifte gewonnen werden, hat aber eine ganz andere Wirkung. CBP ist heute ein weit verbreitetes Mittel in der Arznei- und Nahrungsmittelindustrie und findet auch in der Kosmetik Anwendung. Und genau diese Produkte führt Mister Cannabis Kai Seemann in seinem Laden, wie er bei einem Rundgang erläutert: Neben Kosmetikprodukten sind das insbesondere Öle, Hanfbiere und Hanfblüten-Tees, Süßigkeiten, Cookies, Schokoladen und Knabbereien. Und dazu hat er auch die entsprechende Fachliteratur im Angebot. „Das ist ein großer Markt, in dem es noch viel zu erforschen und zu entdecken gibt.“ Damit meint er nicht nur die Produkte in seinem Laden, sondern auch völlig neue Anwendungsbiete.

Auch für Ronnie Boland gibt es Neues zu entdecken. Denn kaum hatte er die großen Cannabispflanzen aus seinen Blumenkübeln alle rausgerissen und entsorgt, kamen an anderer Stelle bereits neue Keimlinge aus dem Boden: Neuer Cannabis.

Trotz Entfernung der alten Cannabis-Pfalzen gedeien neue Cannabis-Pflänzchen in den Blumenkübeln vor Boland’s Tap House. Foto: Dieter Leder

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