Mannheimer George Floyd-Graffiti übermalt: Gedenkstätte und Mahnmal sind Geschichte

Graffiti-Sprayer Gonz im Juni 2020 vor seinem mittlerweile übermaltem George Floyd-Graffiti, vor dem Kerzen angezündet und Blumen abgelegt wurden. . Foto: Dieter Leder


Ein paar Wachsflecken am Boden erinnern noch daran, dass an dieser Stelle einst eine Gedenkstätte und Mahnmal bestand, vor dem Menschen Kerzen anzündeten, Blumen ablegten oder einfach schweigend stehen blieben. „Alles ist vergänglich im Graffiti-Bereich“, erklärt dazu der Graffiti-Künstler Gonz, „tagged und crossed“ wurde sein George Floyd-Graffiti, markiert und übermalt: “Das gehört in der Sprayer-Szene eigentlich dazu”, so Gonz.

Gedenk-Graffiti wird zum Mahnmal

Ende Mai 2020 sprühte er dem durch Polizeigewalt erstickten Afro-Amerikaner George Floyd im Mannheimer Schlosspark ein Denkmal an die Wand einer Eisenbahnbrücke. „Ich musste Druck abbauen“, sagte er damals nach Floyds Tod „ich hatte das spontane Gefühl, ich muss den Typen malen.“ Die Botschaft des King of Graffiti, wie Gonz von seinen Kollegen ehrfürchtig genannt wird, war klar: „Rassismus ist allgegenwärtig und die Leute sollen verstehen, dass Rassismus Leben auslöscht.“ Mehr als 5000 Menschen demonstrierten kurz darauf bei der ersten Mannheimer Black Lives Matter-Demonstration im Schlosshof, unweit seines Werkes. Recht schnell wurde sein Graffiti auch außerhalb der Stadtgrenzen berühmt und es wurde insbesondere auch zum Mahnmal gegen Rassismus und gegen Gewalt.

Das George Floyd-Graffiti hielt sich erstaunlich lange, erst im Dezember vergangenen Jahres begannen die Übermalungen. Den Anfang machte ein stadtbekannter Nazi, der das Werk einfach nur schändete. Dann folgten recht schnell professionelle Graffiti-Künstler, die das Werk, oder das, was davon noch übrig war, vollends übersprayten. Die neueste Version stammt vom polnischen Sprayer mit dem Künsternamen “Pidek”, der Ende Januar einen seiner bekannten Charaktere an die Wand brachte.

Pidek sprayte einen seiner typischen Charaktere über das schon übermalte George Floyd-Graffiti von Gonz. Foto: Dieter Leder

Gonz fordert noch mehr Qualität

Dabei sollte das George Floyd-Graffiti eigentlich restauriert werden, eine Privatinitiative sammelte Spenden für die Wiederherstellung nach der Schändung durch den Nazi. Die Restaurierung hätte heute am 8. März fertig sein sollen: Am heutigen Tag beginnt in den USA der erste Prozess gegen die für den Tod Floyds verantwortlichen Polizisten. Doch aus der Restaurierung wird nun definitiv nichts mehr, das Graffiti ist unwiederbringlich übersprayt.

Die Gedenkstätte für George Floyd und das Mahnmal gegen Rassismus und Gewalt wird dennoch wieder kommen, das kündigte Gonz bereits an. Er wird „noch mehr Qualität liefern“, und das Werk wird an einer anderen Wand entstehen, so viel war bereits zu erfahren.

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