Mit dem Impfbus on Tour: Der Koch kam mit der Küchenschürze zum impfen

Mehrere hundert Menschen warteten am 24. November vor dem Nationaltheater auf ihre Impfung. Die Menschenschlange reichte fast um das halbe Theater. Das Foto entstand kurz vor 12 Uhr. Foto: Dieter Leder

Als am 24. November der Impfbus vor dem Jobcenter am Nationaltheater in Mannheim stand, warteten schon sechs Stunden vorher die ersten Impflinge ausgerüstet mit Campingstühlen und Thermoskannen. Bis zum Mittag standen hunderte Menschen in einer nicht enden wollenden Menschenschlange, die sich durch die Hebelstraße bis zur Mozartstraße und von dort über den gesamten Theaterparkplatz bis zur Goethestraße hinzog.

Am 9. Dezember kam der Impfbus wieder zum Jobcenter am Nationaltheater. Doch diesmal wartete niemand.

Komplizierte Vorbereitungen und schwierige Entscheidungen

„Es ist eine Logistik- und Verfügbarkeitsfrage“, erklärt Ralf Walther, Pressesprecher der Stadt Mannheim. Es muss genügend Impfstoff zur Verfügung stehen und es müssen die richtigen Leute Zeit haben, um ein Impfteam zusammenzustellen: „Sobald wir beides haben, gehen wir sofort raus auf die Straße und impfen.“

Und auch die Örtlichkeiten müssen passen, schließlich braucht der Bus einiges an Platz. Ferner muss nach den jüngsten Erfahrungen auch ausreichend Raum für Menschenansammlungen großzügig mit einkalkuliert werden. Es kam bisweilen durch das erhöhte Verkehrsaufkommen in Folge des Impfbusses schon zu Verkehrsbehinderungen, die den Einsatz der Polizei notwendig machten.

Inzidenzwerte der einzelnen Mannheimer Stadtteile. Foto: PDF der Stadt Mannheim

„Das ist alles recht kompliziert“, erklärt Walther, denn im Blick muss die Stadt auch die Corona-Fallzahlentwicklung in den Stadtteilen behalten: Die Inzidenzen können je nach Stadtteil bisweilen doppelt so hoch sein wie in anderen Stadtteilen.

Unter diesen Aspekten werden Entscheidungen getroffen, die nach außen hin nicht immer verständlich wirken: Kürzlich musste die Stadt zwei Impfaktionen in der Neckarstadt-West absagen, ausgerechnet in dem Stadtteil mit der höchsten Inzidenz in Mannheim. Logistik und Probleme mit dem Aufbau der Impfteams spielten eine Rolle: „Aber wir kommen ganz bestimmt noch in die Neckarstadt-West, vielleicht schon nächste Woche“, wie Walther noch anfügte.

Frust über fehlende Kommunikation

Während auf der einen Seite Aktionen abgesagt werden müssen, geht der Impfbus manchmal spontan und ohne Ankündigung on Tour. So geschehen am 9. Dezember, da konnte kurzfristig ein Impfteam zusammengestellt werden und zudem waren genügend Impfdosen verfügbar. Gegenüber den U-Quadraten stand der Impfbus am 9. Dezember am Friedrichsring zwischen Jobcenter und Nationaltheater, von 12 bis 18 Uhr wurde geimpft.

Schon beim Aufbau kurz vor Mittag merkte ein Mitarbeiter des Impfbusses an, dass es „im Vergleich zu vorletzter Woche ruhig werden wird.“ Schließlich war die spontane Impfaktion nirgends angekündigt.

Die Freude über einen spontanen Impftermin sorgt bei Wartenden auf der Suche nach Impfterminen allerdings für Frust: Viele Mannheimer suchen derzeit vergeblich nach Impfterminen und dann laufen Impfaktionen, die nicht kommuniziert werden. „Ich denke, dass insgesamt die Infos über solche Aktionen mehr fließen müssen“, erklärt eine Mannheimerin, die keine Aussicht auf einen Impftermin hatte und nach einem privaten Hinweis auf eine Impfmöglichkeit spontan geimpft werden konnte.

Kapazitäten werden nicht ausgeschöpft

Zwar werden einerseits immer mehr Impfaktionen auf private Initiative hin durchgeführt, aber die bleiben bisweilen hinter den Erwartungen zurück: Offiziell soll der Impftag in Q6/Q7 ein Erfolg gewesen sein, doch viel Andrang war am Samstag dort nicht zu beobachten: Es kamen nicht so viele wie erhofft, hieß es am Nachmittag von Beteiligten.

Nur die Hältfe der Termine vergeben: Die grünen Felder markieren die verfügbaren Termine im Kommunalen Impfzentrum im Rosengarten für den 13. Dezember, abgefragt am Tag davor. Foto: Screenshot Webseite Kommunales Impfzentrum Mannheim

Auch beim kommunalen Impfangebot gibt es noch Kommunikationsbedarf, auch dort werden nicht alle tatsächlichen Verfügbarkeiten und freien Impftermine gleichermaßen kommuniziert: So blieben am Sonntag und Montag (und voraussichtlich auch in den Folgetagen noch) im Kommunalen Impfzentrum im Rosengarten viele Termine ungenutzt, weil niemand weiß, dass die Anzahl der Impfdosen dort kurzfristig erhöht wurde.

Spontane Impfaktion und 45 Minuten Wartezeit

Doch das heißt nicht, dass es immer so sein muss. Beim Impfbus am Jobcenter vergangene Woche blieb es entgegen den Prognosen doch nicht ruhig. Denn die Nachricht auf einen schnellen Impftermin ohne langes Warten verbreitete sich schnell in der Umgebung und Nachbarschaft.

Bereits nach einer Stunde betrug die Wartezeit etwa 45 Minuten. Aber dank der Wartenummern war es nicht notwenig, draußen in der Kälte zu warten: Die Impfwilligen konnten mit den Nummern abschätzen, wie lange die Wartezeit voraussichtlich dauern würde und dann wiederkommen. Zahlreiche Angestellte und Anwohner machten von dem spontanen Impfangebot gebrauch.

„Das Essen servieren wir später, jetzt wird erst geimpft“

Bühnenarbeiter vom Theater, Angestellte aus Kanzleien und auch die Belegschaft eines nahegelegenen Cafés ließen sich spontan impfen: Die Leiterin des Cafés Dolceamarao am Friedrichsring, Iris Haas, hatte von der unangekündigten Impfaktion erfahren und 13 Personen aus ihrer Belegschaft und ihrem Freundeskreis kurzfristig mit zur Impfung gebracht. Dolceamarao-Koch Enrico Perner kam direkt vom Herd in seiner Küchenschürze zum Impfbus: „Das Essen servieren wir später, jetzt wird erst geimpft“, erzählt er kurz vor seiner Impfung. Und auch die Servicekraft ist überglücklich: „Ich suche seit Wochen nach Terminen, ich finde nichts“, erklärt sie nach dem Impfen. Im Februar war der früheste Termin für sie verfügbar, nun ist sie spontan geimpft worden: „Ich bin total happy.“

Auch nach dem offiziellen Ende der Impfaktion um 18 Uhr wird noch weitergeimpft: Eine Stunde später erhalten Impfwillige noch immer ihre Impfung. Foto: Dieter Leder

Bis zum Impfende um 18 Uhr wird im Impfbus pausenlos durchgeimpft. Und auch die kurz nach 18 Uhr zufällig Vorbeikommenden werden noch geimpft: „Was wir haben, haben wir“, sagt eine hochmotivierte Beteiligte. Weil doch noch ein paar Leute mehr kommen, wird sogar noch eine neue Charge Impfdosen angebrochen: „Wir schicken niemand ungeimpft nach Hause.“

Eine Stunde nach dem offiziellen Impfende sind dann doch vier Impfdosen übrig. Spontan gehen die Mitarbeiter des Impfbusses in benachbarte Cafés und informieren die Gäste, dass es noch ganz schnell vier Impfungen gäbe. Auch für die letzten Impfdosen finden sich auf diesem Weg noch kurzentschlossen Interessenten.

Es ist weit nach 19.30 Uhr, als der Impfbus endlich abfahren kann: Mehr als anderthalb Stunden nach dem offiziellen Impfende ist schließlich Feierabend für das Impfteam – zumindest für diesen Tag.

Hinweise zu Impfaktionen in Mannheim im Internet:

Übersicht der Stadt Mannheim zu den Impfmöglichkeiten: https://www.mannheim.de/de/informationen-zu-corona/corona-schutzimpfung/impfaktionen

Darüber hinaus werden auch viele private Impfaktionen und Impftage von Vereinen, Ärzten, Verbänden und auch Gastronomen angeboten, wie etwa die des Da Vino-Restaurant am 17. Dezember. Eine Goggle-Suche oder ein Blick in die Sozialen Medien kann bei der Suche nach kurzfristigen Impfterminen hilfreich sein.

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