Erdbeben der Stärke 1,5 in Südhessen entpuppt sich als Sprengung im Steinbruch

In Roßdorf bei Darmstadt hat die Erde gebebt, wie die HLNUG zunächst meldete. Doch wenig später zog sie die Meldung wieder zurück. Foto: Screenshot HLNUG Erdbeben-Meldung

„Also hier in Viernheim haben mein Bildschirm und die Tischlampe leicht gewackelt“, wie Daniel Klier berichtet. Er wohnt im zweiten Obergeschoss und in einer eigentlich ruhigen Umgebung, wie er noch anfügt. „Auch eine Art Vibration in den Wänden war zu spüren“, so seine weiteren Schilderungen der Ereignisse. „Das war um 10.56 Uhr für rund vier Sekunden spürbar und nach kurzer Zeit nochmals für etwa zwei Sekunden.“

Hessisches Landesamt meldet Erdbeben in Roßdorf

Das fühlte sich für ihn an wie ein Erdbeben. Und tatsächlich, kurz darauf war das Erdbeben auch auf der Webseite des Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) verzeichnet. Demnach hatte sich in Roßdorf östlich von Darmstadt in etwa einem Kilometer Tiefe ein Beben der Stärke von 1,5 ereignet. Das Beben wurde von der HLNUG automatisch um 10.54.08 Uhr erfasst und als Erdbeben-Meldung auf deren Webseite veröffentlicht.

In Roßdorf bei Darmstadt hat die Erde gebebt, wie die HLNUG zunächst meldete. Doch wenig später zog sie die Meldung wieder zurück. Foto: Screenshot HLNUG Erdbeben-Meldung

Roßdorf liegt keine 40 Kilometer Luftlinie von Viernheim entfernt. Das Erdbeben könnte demnach durchaus in Viernheim gespürt worden sein. Doch erstaunlicherweise hatten andere Messtationen im Land das Erdbeben nicht registriert. Und auch nach einiger Zeit war das Erdbeben von der Webseite der HLNUG wieder verschwunden.

Meldung wird gegenstandslos: Es war eine Sprengung im Steinbruch

„Automatische Meldungen sollten immer mit Vorsicht betrachtet werden“, erklärt der für Geowissenschaften zuständige HLNUG-Mitarbeiter Dr. Benjamin Homuth, denn „automatische Lokalisierungen und Bestimmungen der Magnitude der Erdbeben können mit erheblichen Fehlern behaftet oder unter Umständen sogar gegenstandslos sein.“

Letzteres ist der Fall bei dem vermeintlichen Erdbeben von Roßdorf: Denn das war gar kein Erdbeben, wie Homuth bestätigt: „Bei dem genannten Ereignis handelte es sich um eine Steinbruchsprengung bei Roßdorf, die unser automatisches Auswertesystem heute Vormittag gemeldet hatte. Da dies kein natürliches Erdbeben darstellt, wurde dieses Ereignis nach manueller Überprüfung durch einen Wissenschaftler wieder aus der Erdbebenliste entfernt.“ Dies ist so gängige Praxis, so Homuth weiter: „Der Hessische Erdbebendienst ist zur Erfassung aller natürlichen Erdbeben in Hessen zuständig, jedoch nicht für Steinbruchsprengungen, das lässt sich leider nur technisch nicht voneinander trennen.“

Ein Erdbeben in dieser Stärke könne durchaus noch in 40 Kilometer Entfernung gespürt werden. Auch das 6,4er Erdbeben in Kroatien am 29. Dezember letzten Jahres war bis in die Metropolregion spürbar, wie einige Mannheimer in höher gelegenen Wohnung damals berichteten. Doch dass eine Sprengung im Steinbruch in Roßdorf noch im 40 Kilometer entfernten Viernheim so deutlich zu spüren gewesen sein soll, hält Homuth auf telefonische Nachfrage eigentlich für ausgeschlossen. Und dennoch, bei Klier in Viernheim haben in einer eigentlich „ruhigen Umgebung“ kurz nach der Sprengung in Roßdorf plötzlich die Wände gewackelt.

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