„Wir begrüßen den Advent“ – Weihnachtslieder in der Passionszeit?

Weihnachtslieder in der Passionszeit? Ein Aushang im Glaskasten an der Seite der Marktplatzkirche St. Sebastian im Quadrat F1 lädt in der Passionszeit ein zum Singen von Advents- und Weihnachtslieder. Foto: Dieter Leder

Sonntag Judica, der Passionssonntag, ist der fünfte Fastensonntag und der dem Palmsonntag vorausgehende. Mit ihm beginnt am heutigen Sonntag die eigentliche Passionszeit, die sich von nun an ganz auf das Leiden und Sterben Jesu Christi konzentriert. Traditionell werden ab diesem Sonntag die Altarbilder, Kruzifixe und Kreuze in den Kirchen mit violetten oder dunklen Tüchern verhüllt sowie Flügelaltäre zugeklappt. Auch die Gloria-Patri-Strophe „Ehr sei dem Vater und dem Sohn“, die üblicherweise an jeden Psalm angefügt wird, wird bis zum Auferstehungsfest nicht mehr gesungen. Im tempus clausum, der sogenannten geschlossenen Zeit an den Sonntagen in der Fastenzeit, wird zudem keine große Kirchenmusik aufgeführt.

„Wir begrüßen den Advent“, ist ein Aushang im Glaskasten an der Seite der Marktplatzkirche St. Sebastian im Quadrat F1 überschrieben: Zur Einstimmung in den Advent sollen Advents- und Weihnachtslieder auf dem Marktplatz gesungen werden, dazu spielt die Musikkapelle der Heilsarmee, wie es in dem Aushang weiter heißt. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt am Passionssonntag, bei leichten Schneefall und grauem Himmel stellt sich beim Betrachten des Plakates durchaus die Frage, ob heute vielleicht schon die erste Kerze auf dem Adventskranz brennen sollte?

Der Adventskranz kann aber noch im Keller bleiben, denn das Singen von Advents- und Weihnachtsliedern ist gemäß Plakat glücklicherweise erst für den 28. November angekündigt. Etwas voreilig – oder hat die Begrüßung des Advents vielleicht schon letztes Jahr stattgefunden? Eine Jahreszahl ist dem Plakat nicht zu entnehmen, aber ein Blick in den Kalender offenbart, dass der 28. November in diesem Jahr nicht wie vermeintlich angekündigt ein Samstag, sondern ein Sonntag ist. Letztes Jahr fiel er auf einen Samstag, an dem dann wohl auch die Heilsarmee zusammen mit der Seelsorgeeinheit Johannes XXIII und der Citypastoral Mannheim den Advent begrüßt hat: Da hat wohl jemand vier Monate lang vergessen das Plakat wieder abzuhängen.

Doch nicht Weihnachten: Blumenhändler Enzo Mariconda liefert den Kirchengemeinden für die traditionelle Segnung an Palmsonntag 1.200 Olivenzweige. Foto: Dieter Leder


Auf die Frage, ob mit Verweis auf den Aushang denn nun Ostern und nicht vielleicht doch Weihnachten vor der Tür steht, kann Blumenhändler Crescenzo (Enzo) Mariconda nur herzhaft lachen: Ein Adventssingen sei ihm nicht bekannt, statt dessen lieferte er am Samstag für die Kirche etwa 1.200 Olivenzweige für den am nächsten Sonntag stattfindenden Palmsonntag, an dem traditionell Olivenzweige gesegnet werden.

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